
Ganzheitlicher Ansatz
Wenn ich mir die Laufbahn meiner Kinder anschaue, kann ich eins sofort sagen: Der gesamte Bildungsweg muss viel mehr als Ganzes betrachtet werden. Von der Kita in die Grundschule – die Grundschule gemeinsam mit der OGS. Also Grundschule und OGS zusammen und ganzheitlich gedacht, auch wenn für die Schule momentan Stadt und Land, aber für die OGS andere Träger oder Vereine zuständig sind. Schule und OGS müssen auf “Augenhöhe” zusammen arbeiten. Dafür braucht es ein OGS Gesetz. Denn hier klafft oft noch eine Lücke, die nur durch klare Regelungen geschlossen werden kann.
Nach der Grundschule dann ein geregelter Übergang zur weiterführende Schule. Dazu gibt es bereits meine Idee einer einheitlichen App. Es geht aber darüber hinaus: Ich freue mich, dass meine Partei sogenannte Bildungslotsen einführen will.
Bildungslotsen zur Orientierung
Alle kennen sie, die sogenannten Helikopter-Eltern: Sie bringen ihre Kinder immer zur Schule, am besten bis ins Klassenzimmer. Die Nachmittage sind voll mit Terminen: Chor, Turnunterricht, Blockflöte, Fußballverein, Schwimmkurs und was es alles gibt. Das will ich überhaupt nicht bewerten, das sollen alle für sich selbst entscheiden. Aber es gibt auch das Gegenteil: Familien, die keinen Zugang zu diesen Angeboten haben. Und hier kommen Familien- und Bildungslotsen ins Spiel. Sie zeigen auf, welche Angebote vor Ort zur Verfügung stehen. Sie helfen, wenn es in der Schule nicht läuft oder die Frage ansteht, wie es nach der Grundschule weitergeht oder welcher Abschluss angestrebt werden kann.
Lehrer mehr lehren: mehr und anders ausbilden!
Für Bildungslotsen braucht man neues Personal. Und das brauchen wir zukünftig auch für den Schulunterricht. Bis 2030 wird es nach – Stand jetzt – 320.000 Schülerinnen und Schüler mehr geben als derzeit. Aber Lehrerinnen und Lehrer werden fehlen, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher. Insbesondere an den Grundschulen und in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie, Mathe oder Physik werden LehrerInnen fehlen. Deswegen wollen wir dafür sorgen, dass die Anzahl der Studienplätze für diese Lehrfächer deutlich erhöht wird. Außerdem muss geprüft werden, inwieweit nicht auch Berufskollegs in die Ausbildung für das Lehramt mit einbezogen werden können. An der Grundschule brauchen wir Menschen, die in der Praxis bestehen. Die täglichen Herausforderungen sind nicht weniger geworden.
A13 – gegen die Kannibalisierung an den Schulen
Kannibalisierung an den Schulen? Ja, kenne ich. Und nein, es wird niemand aufgefressen. Vielmehr geht es um einen unsäglichen Konkurrenzkampf der Schulen untereinander um Personal. Machen wir es mal konkret: An meiner Grundschule in Bochum gibt es eine erste Klasse, die im Sommer 2021 eingeschult wurde und seitdem die dritte Klassenlehrerin hat. Die Dritte! Die Lehrerinnen haben bessere Angebote angenommen, bei denen sie mehr verdienen oder endlich eine unbefristete Stelle bekommen haben. Und das in einer sensiblen Phase, in der die Kinder sich an die Schule gewöhnen und sich orientieren sollen. Was hilft: Konkurrenz vermindern und das Gehalt angleichen. Egal ob Grundschule oder Gymnasium. A13 – das ist eine gute und faire Bezahlung für alle im öffentlichen Dienst mit einem entsprechenden Abschluss. Wenn dazu auch die Befristungen der Verträge wegfallen, können Lehrerinnen und Lehrer mit einem guten Gehalt auch die eigene Zukunft planen.
Förderung – weg mit der Gießkanne
Aus meiner Praxis im Bochumer Osten noch ein letzter Punkt: die gezielte Förderung. Aktuell gibt es ein Förderprogramm der EU, mit dem unter Koordinierung des Schulministeriums in Düsseldorf Mittel vergeben werden, um die Schulen besser mit Computern oder iPads auszustatten. Nach den ernüchternden Erfahrungen in der Corona-Pandemie ein guter Ansatz. Den Zuschlag für das Programm haben in Bochum alle Gesamtschulen erhalten – bis auf die Willy-Brand-Schule im Bochumer Osten. Ich gönne es allen anderen Schulen, ich verstehe diese Vorgehensweise aber nicht. Ich kann es nicht nachvollziehen, denn es ist wirklich kein Geheimnis, dass das Einzugsgebiet rund um Bochum-Werne sozial nicht so gut ist wie andere. Das geht so nicht, solche intransparenten Fördermechanismen mit der Gießkanne gehören abgeschafft. Es muss dort gefördert werden, wo der Bedarf besteht.
Kein neues Bildungssystem – aber ein besserer Rahmen
Nach der Podiumsdiskussion der GEW habe ich mich noch mit einer Zuschauerin ausgetauscht. Die hatte sich gemeldet und bemängelt, dass immer vor Wahlen viel versprochen wird. Das sollen alle für sich selbst bewerten, ich will jedenfalls etwas verbessern – deshalb mache ich Politik. Ich glaube, dass mit den Punkten, die ich oben aufgeführt habe, einiges besser und gerechter funktionieren wird.